Metal Observer (GE)
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Es war einmal...

Eine Band, die ihr komplettes Konzept auf den Abenteuern einer Figur eines Fantasy-Rollenspiels aufbaut - hat man auch nicht alle Tage. LOGAR'S DIARY aus Berlin sind eben diese Band, die in Eigenregie einen recht beeindruckenden Debüt-Silberling aufgelegt hat, der sich musikalisch nicht vor etablierten Acts des Power/Speed Metal zu verstecken braucht und optisch die allermeisten vergleichbaren Alben meilenweit hinter sich läßt! Da ließ sich Meister Henn nicht zweimal bitten und sah sich plötzlich statt mit einem Logar mit zwei Gitarristen konfrontiert. Hier nun die Abschrift dieser Zusammenkunft...

Metal Observer: Erst mal Glückwunsch an Euch! Ich bin sehr beeindruckt! Aufmachung, Texte, einfach alles vom Feinsten. Wie habt Ihr dieses Album eigentlich finanziert? War sicherlich nicht ganz billig, oder?

Steven: Vielen Dank für das Kompliment. Schön, dass es Dir gefällt. Sehr teuer war es allerdings nicht. Wir haben die ganze Scheibe ja bei Goblins & Gnomes aufgenommen, dem Studio von Felix. Dafür haben wir praktisch nix bezahlt, außer eine neuen Festplatte. Dann haben wir ein paar Mark für die Cover & Booklet-Gestaltung ausgegeben. Und schließlich etwas über 2000 für die Pressung. Das waren die reinen Herstellungskosten.

Christoph: Und dann kamen noch die ganzen Kosten für Porto und Verpackungen für die Promos (ca.125) dazu. Aber ich denke wir haben gezeigt, dass man auch als Underground-Band mit der nötigen Disziplin und dem nötigen Willen ein professionelles Produkt abliefern kann. Die Aufmachung der ganzen Scheibe lag uns sehr am Herzen, denn das Auge hört schließlich mit...

Metal Observer: Wer kam eigentlich auf die Idee ein Konzeptwerk zu schreiben, welches auf dem Fantasy-Rollenspiel Earthdawn basiert? Seid Ihr große Fans solcher Spiele und was sind Eure Lieblings-Rollenspiele? Eure Homepage ist ebenfalls nicht von schlechten Eltern.

Steven: Logar ist ein Rollenspiel-Charakter von mir. Er ist ein Earthdawn-Charakter. Ich spiele Earthdawn schon seit Jahren. Ich bin ein großer Rollenspiel-Fan. Es ist meine Art abzuschalten. Ich habe damals alle Abenteuer, die er erlebt hat, niedergeschrieben. Drei Jahre später habe ich LOGAR'S DIARY gegründet, um die Geschichten in Musikform zu bringen. Das war so Anfang 98. Es war klar, dass LOGAR'S DIARY eine reine Earthdawn-Konzept-Band ist und bleiben wird. Die Stories werden von mir und Oliver Kalmutzke ausgearbeitet, dann werden Songs geschrieben und letztendlich schreibe ich dann die Lyrics für die Lieder.

Christoph: Wir sind alles Fantasy-Fans und Rollenspieler. Ich bin der DSA-Fetischist bei uns. Echte Rollenspiele, oder auch Live-Rollenspiele sind einfach unvergleichlich. Das ist intensiver als lesen oder Filme gucken, denn man erlebt die Abenteuer richtig. Ich liebe es, wenn einen die Musik in ferne Welten entführen kann und man den Alltags-Streß für einen Moment vergessen kann. Deshalb diese Konzept-Stories. Auch wenn das einige andere Bands machen, ist uns das egal. Wir lieben es und stehen mit Leib und Seele dahinter! Und was die Homepage betrifft, die soll unser Konzept ein bisschen visualisieren und ist deshalb so vollgepackt mit Spielereien. Sie muss sich ja abheben von den ganzen Einheits-Homepages im Netz! Und innerhalb von 5 Wochen über 1100 Besucher zu haben, finde ich auch ziemlich gut!

Metal Observer: Im Info steht, ihr wärt in diversen Formen schon länger im Underground aktiv. Irgendwas Erwähnenswertes? Da ich ja ein absoluter Underground-Freak bin/war, würde mich das interessieren.

Christoph: Das haben wir deshalb in das Info geschrieben, um dem Vorwurf der Trittbrettfahrerei entgegenzutreten. Hagen und Felix spielen noch bei DAWN-Berlin und haben sogar schon ne kleine Tour mit SINISTER gefahren. Ich schreibe seit Jahren mit den Jungs von SACRED STEEL beim "Fame Of Metal" und stecke ganz tief in der Szene drin. In meinem Zimmer stehen ca. 3000 (Power) Metal-CDs, ich habe mich auf den Underground spezialisiert und etliche Perlen entdeckt, die alle noch keinen Vertrag haben, weil die Jungs oft nicht wissen, wie man ne anständige Promotion macht. Aber ich konnte schon ein paar Bands vermitteln, z.B. DARK AT DAWN! Mein Leben besteht eigentlich seit Jahren fast nur noch aus Metal; es ist Liebe, Leidenschaft und Sucht! Da wird so viel Arbeit und Zeit investiert, das kann man gar nicht aufrechnen, aber wenn ich dann wieder ein geiles Lied höre, ist es die ganze Mühe wieder wert. Die Power Metal-Szene ist wie eine große Familie und da bin ich stolz drauf!!!

Metal Observer: Ihr seid aber sicherlich von Bands wie BLIND GUARDIAN, GAMMA RAY oder RUNNING WILD beeinflusst. Wie sieht es textlich aus? Ich tippe mal auf Tolkien, Moorcock oder Hohlbein?

Steven: Hmmm... gute Frage. Ich meine die Texte spiegeln ja nur das, was ich erlebt habe. Ich habe mir diese Welt ja nicht ausgedacht. Insofern sind unsere Texte nicht von Tolkien oder sonst wen. Sie sind Earthdawn-Texte. Falls Du den Stil meinst, wie ich die Lyrics geschrieben habe, dann ist das wohl eher mein Stil. Ich habe halt drauf los geschrieben. Das ist das Resultat. Außerdem sind die Texte von Tolkien um einiges besser.

Christoph: Wir lesen aber alle oben genannte Autoren, sofern kannst Du das schon so sagen. Ich mag aber dieses "Beeinflussen" nicht. Wenn ich was mag, mag ich es. Und wenn ich was mache, mache ich was, was ich mag. Daher gibt es eben die Überschneidungen. Ich denke trotzdem, man kann eigenständig sein. Das bezieht sich sowohl auf die Musik, als auch auf die Texte.

Metal Observer: Christoph, wenn Ich mir da so Deine Thanks-Liste durchlese, erspähe ich eine Art "Who is who" der momentanen Metal-Szene. Stehst Du in Kontakt mit all diesen Bands oder habt ihr mit allen schon gespielt? (mit AXEHAMMER wohl eher nett! Hehehe)

Christoph: Schön wäre es, wenn wir mit all denen schon gespielt hätten. Nein, ich stehe mit den ganzen Bands in mehr oder weniger regem Kontakt, einerseits durch die Arbeit beim "Fame Of Metal", andererseits als Fan und Metal-brother! Die Szene ist wie eine Familie und diese Bands gehören für mich ganz eng dazu! Aber die Liste als "Who is who" zu bezeichnen, wäre übertrieben, oder? Es sind doch fast nur Underground-Bands, viele sogar nur mit Eigenproduktionen bisher... Mal sehen, ob sich die Bands etablieren können...!

Metal Observer: Ebenfalls in Deiner Thanks-Liste gefunden: A Big FUCK to METALLICA & IRON MAIDEN & Co mit mehreren Dollarzeichen dahinter! Meinst Du zuviel Kohle tötet die Kreativität? Bei METALLICA stimme ich Dir vollkommen zu, aber IRON MAIDEN haben zumindest noch ein gutes Album gemacht! Was denkst Du würdet Ihr machen, wenn es bei LOGAR´S DIARY einmal um Millionen gehen würde?

Christoph: Um meine Sätze zu erklären: Ich bin Idealist und denke, dass die Szene von Idealisten lebt. Ich könnte kotzen bei unehrliche Kerlen wie Bruce Dickinson, die nur der Kohle halber weitermachen. Wie kann man das vergessen? "Skunkworks", seine Statements bezogen auf Metal; ich weiß noch wie er ne "Metalla"-Sendung moderiert hat und tierisch über den Metal abgelästert hat. Seine Solo-Scheiben waren ja wohl auch nur modern und nicht traditional, MAIDEN sind ohne ihn geflopt. Dann hat das Management die Reunion vorbereitet und die Fans nehmen die "Verräter" wieder mit offenen Armen auf? Ich kann das nicht verstehen, wie kann man das nur alles vergessen? Und warum ist das letzte MAIDEN-Album allerhöchstens "gut" (ich find's ganz beschissen)? Weil man an allen Ecken und Enden spürt, dass die Leidenschaft fehlt! Das sind nur "auf Nummer sicher"-Kompositionen, mit dem Kopf entworfen. Aber letztendlich entscheiden die Fans selbst, wem sie ihr Geld geben...

Ich denke nicht, dass Geld die Kreativität tötet. Als Band hast Du auch Verantwortung gegenüber Deinen alten Fans, und die vergessen viele Bands dann, wenn sie plötzlich viel mehr neue Fans haben und sie finanziell unabhängig von ihren alten Fans werden.

Ich denke mit LOGAR'S DIARY wird es nie um solche Beträge gehen, dafür ist die Szene inzwischen zu schnelllebig geworden und wie spielen keinen Mainstream-Stil, aber wir werden immer nur unsere Musik so machen, wie sie jetzt ist, weil wir nur das können! Es wird bestimmt ausgereifter werden, aber der Stil wird sich nicht ändern (können)!!! Versprochen!!!

Metal Observer: Haben eigentlich bereits einige Labels angeklopft? Ich meine solch ein opulentes Werk, kann man ja nicht übersehen, äh - überhören?

Steven: Geklopft haben schon welche...ja. Aber bis dato ist nichts spruchreif. Wir warten erst mal ab. Das erstbeste Angebot zu unterschreiben ist nicht in meinem Sinne.

Christoph: Es waren bisher nur so mündliche Reaktionen, aber darauf gebe ich nicht viel. Ich vermute, dass wir mit unserer Musik einfach anderthalb Jahre zu spät dran sind. Jetzt dürfte es schwer sein, noch einen Vertrag zu bekommen. Aber es geht uns ja primär auch nur um unsere Musik! Wir lieben sie und wollen sie hören!

Metal Observer: Du scheinst ja ein Verfechter des Undergrounds zu sein. Die meisten Metalfreaks kaufen eben große Namen und die Newcomer haben's schwer! Grundsätzlich müsstet ihr doch jedem BLIND GUARDIAN-Fan gefallen. Mir gefallt ihr sogar besser, denn bei denen ist meiner Meinung nach bereits die Luft raus! Mehr Chöre, mehr Bombast, weniger Seele! Ihr klingt noch frisch und unverbraucht!

Christoph: Wie oben schon erwähnt, bringt es mich tierisch auf die Palme, dass die Fans heutzutage nur noch Namen kaufen! Mann, unsere CD kostet 20.- und kann mit einigen Industrieprodukten mithalten, und trotzdem musste ich neulich noch mit jemand in einem Metal-Laden diskutieren, ob die CD nicht noch billiger sein kann. Aber dann nimmt er für 35.- die neu CD von XY...! Wir brauchen definitiv mehr Idealisten, die Musik ausschließlich nach ihrem Geschmack beurteilen, auch mal zu kleineren Konzerten gehen und "die Wurzeln gießen". Wie sollen sonst neue talentierte Bands heranwachsen? Es ist Zeit, dass die alten Bands abtreten und neue dazustoßen!

Was BLIND GUARDIAN angeht: Ich denke es ist eine der wenigen Bands, die sich über so viele Jahre gehalten haben, sich weiterentwickeln konnten und immer noch ihren Stil behalten haben. Über Songs wie "Mirror Mirror", "The Curse Of Feanor" oder "When Time Stands Still" (um mal die neuesten zu nennen) bin ich immer noch superfroh. Das ist immer noch Metal, wenn auch schon am Rande des Bombastlimits. Hoffentlich geben uns deren Fans auch ne Chance...

Metal Observer: Da die CD ja "Book 1" heißt, nehme ich an, dass auch ein zweiter Part folgen wird? Bereits schon etwas spruchreif?

Steven: Wie gesagt, LOGAR'S DIARY sind eine reine Konzeptband. Wir vertonen die Abenteuer des Elementaristen Logar. Sicherlich hat er schon eine Menge erlebt. "Book II" ist gerade in der Säuglingsphase, aber ich bin schon dabei, die zweite Geschichte auf die Beine zu stellen... soviel sei verraten, "Book II" spielt in einer einzigen Stadt. Wer Earthdawn kennt, kann sich darunter was vorstellen. Aber "Book II" wird unwesentlich was mit "Book I" gemeinsam haben, es sind halt gesammelte Werke. Jedes Album steht für sich. Außerdem wird es ab dem nächsten Album ein neues Gimmick geben, was sich auch durch die Logar-Scheiben ziehen wird. Wir nennen Sie traditionelle Songs... aber mehr wird erst mal nicht verraten.

Christoph: Wir haben auch schon einiges an Musik komponiert, aber halten uns absichtlich ein bisschen zurück, weil wir erst mal warten wollen, was jetzt noch passiert. So wie es im Moment aussieht, werden die Songs grundsätzlich noch ein bisschen schneller...

Metal Observer: Ihr wohnt ja in Berlin, dort soll ja konzerttechnisch eine Menge geboten sein! Wie sieht es für Metal aus?

Steven: Metal-mäßig laufen hier nur große Bands. Bei kleineren Bands kann man sich über 30 Zuschauer freuen. Death/Black Metal ist angesagt... aber Power Metal so gut wie gar nicht. Felix erzählte mal, er war auf einem SYMPHONY X Konzert, da waren 20 Leute oder so. RUNNING WILD spielen nicht mehr in Berlin. Der einzige Power Metal-Act, der sich hier etabliert hat, sind HAMMERFALL. Also wie Du sehen kannst, ist Berlin nicht gerade ein Metal-Mekka.

Christoph: Ich stand mit 11 Leuten bei der ersten SACRED STEEL-Tour, mit 15 bei SCANNER (!!!), und mit 20 Leuten bei JAG PANZER... - was soll ich dazu sagen? Klar kommen viele Konzerte hierher, aber dadurch sind die Leute über die Jahre so verwöhnt worden, dass sie jetzt genau gucken, wo sie hinwollen, und wo nicht. Und welcher "Metal-Fan" geht schon zu einem Konzert unterhalb der Woche, wenn er am nächsten Morgen früh raus muss? Ich fahre immer nach Hamburg zu den Konzerten, weil die Bands entweder nicht in Berlin spielen, oder die Stimmung einfach besser in Hamburg ist. Tja, aber vielleicht ändert sich das ja wieder, wenn wir mit LOGAR'S DIARY live loslegen?

Metal Observer: Welche Frage würdet ihr gerne einmal gestellt bekommen?

Steven: "Willst Du mein Mann werden?", von Jessica, meiner Freundin.

(Ehm, läuft das im Allgemeinen nicht eher anders rum? - Alex)

Christoph: Ich könnte stundenlang über den Underground, meine Lieblingsbands und so reden... Vor allem liebe ich kontroverse Fragen (z.B. "Warum sollt Ihr besser sein als andere?") Ich predige tierisch gerne, weil einfach super viel falsch läuft überall und die Menschen aufwachen müssen.

Im Moment würde ich am liebsten hören: "Ich bin ein Doublebass-fester Drummer aus Berlin und würde gerne bei Euch einsteigen. Wo können wir proben???"

Metal Observer: Welche Pläne habt Ihr und was kostet die CD?

Steven: Zuerst einmal suchen wir dringend einen Drummer. Wir hatten einen, aber der ist anderweitig beschäftigt. Wenn Ihr Lust habt, dann meldet euch bei Christoph oder mir (über die Homepage). Sobald dies geschehen ist, dann rollen wir Live los. Die CD kostet im Versand 20.- bzw 12 $ incl. Porto & Verpackung. Zu bestellen über die Internet Seite www.logar.org oder direkt bei Christoph. Sach mal Adresse an...

Christoph: Alles klar:

LOGAR`S DIARY

Christoph Uhl

Adolfstraße 17

13347 Berlin

Die CD war mein erster großer Traum, jetzt möchte ich auf die Bühne und dann die nächste CD aufnehmen. Ich denke, Ihr werdet noch viel von uns hören...! Danke an Dich, Ralf, für das Interview!

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Interview by Ralf Henn

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