Dark Reflections


Hallo zusammen, nach den Terroranschlägen in der USA geht wohl einiges so allmählich wieder den alten Gang, auch mir bleibt nur noch die Trauer auszudrücken, für alle Verstorbenen, wie Hinterbliebenen der Opfer. Jedoch muß man langsam wieder ins Alltagsleben zurück und hier folgte nach ein paar Wochen das erste Interview mit Dark Reflections. Die Jungs hatten sich wirklich Mühe gegeben, vor allem Heiko Mangel sprach hauptsächlich für alle und war ständig per E-Mail erreichbar....viel Spaß!!

Wargods: Wie wurde euere Band gegründet und erzählt mir ein bisschen was über euch.

Heiko Mangel: Dark Reflections wurden im Frühjahr 1995 gegründet als Nachfolgeband einer Doom-Formation namens Paradiser. Damals waren von der heutigen Besetzung schon der Sänger, Bassist und beide Gitarristen an Bord. Die Band fing musikalisch gesehen recht düster-doomig an, wir machten seinerzeit fast schon aus der Not eine Tugend, da wir zwar meiner Meinung nach bisweilen gute Ideen hatten, aber technisch noch nicht so ganz ausgereift waren. Das soll natürlich nicht heißen, dass Doom Metal Anfängermusik ist, im Gegenteil, ich liebe Solitude Aeturnus, Candlemass (Find ich auch genial...- Ulf) und Saint Vitus, gerade wegen ihrer unverwechselbaren Techniken. Außerdem machen 90% aller Anfängerbands mehr oder weniger unfreiwillig Punkmusik, wenn sie noch keinen Unterricht auf ihren Instrumenten hatten. Auch wir haben uns alles selbst beigebracht, aber auf diese Weise entwickelt man vielleicht am schnellsten seinen eigenen Stil. Musikalisch aufwärts ging´s, als ein Jahr später unser jetziger Drummer zu uns stieß, der schon Band- und Bühnenerfahrung mitbrachte.Mit dem klassischen Doom war´s damit so langsam vorbei, denn er kickte uns tempomäßig etwas nach vorne. Dadurch bildete sich dann nach und nach unser Stil heraus: Düster-epischer Metal, teils immer noch mit langsamen und bombastischen Passagen, dann aber wieder Double-Bass und schnelle Riffs. Dazu die Melodik der Keyboards und der variable Gesang: Fertig ist Dark Reflections. Seit Anfang diesen Jahres befinden wir uns wieder etwas im Umbruch, denn wahrscheinlich muß uns unser Sänger Markus nach Beendigung seines Studiums verlassen, je nachdem, wo´s ihn dann hin verschlägt (scheiße). Haben wir bislang immer mit "fliegendem Keyboarder" gespielt (mal spielte ich Keyboard anstatt Gitarre, bei Songs mit zwei Gitarren übernahm Markus die Tasten), arbeiten wir jetzt eine feste Keyboarderin ein und ich bleibe weitestgehend an der Rhythmus-Gitarre. Des weiteren stieß eine Sängerin zu uns. Beide Faktoren werden uns stilistisch wohl oder übel wieder etwas verändern, aber wir lassen uns eigentlich eh nicht in feste Kategorien einordnen. Außerdem sind die Hauptsongwriter dieselben geblieben. So drängen wir uns momentan mit sieben Leutchen auf der Bühne.

Wargods: Verfolgt ihr ein gewisses Konzept bei eueren Produktionen, oder macht ihr gerne mehrere Sachen.

Heiko Mangel: Alles soll bei uns zusammenpassen: Die einzelnen Lieder, die Inhalte unserer CDs mit der äußeren Optik und Aufmachung (bei dieser Gelegenheit noch mal Sorry wegen der Ähnlichkeit mit dem Neon Sunrise-Cover, war unbekannterweise keine Absicht) und auch die Bühnenpräsentation der Lieder mit unserem Stageacting. Wir legen immer Wert auf eine düstere Grundstimmung. Live bedienen wir uns dabei visueller Elemente wie Kerzenleuchter u.ä., die wir in die Performance mit einbauen. Ein einzelnes Lied oder ein ganzes Konzert ist meiner Meinung nach dann gelungen, wenn es beim Zuhörer die gleiche Stimmung weckt, die die Musiker damit erzeugen wollen. Wir versuchen in unseren Songs Düsternis zu erzeugen, mal auf diese, mal auf eine andere Weise.

Wargods: Hattet ihr schonmal einen Live Act (Hast du den gerad gefragt, ob er schon mal einen Akt hatte?? ULF!! BENIMM DICH!! - Christian)und wann und wie war euer erstes Gefühl dabei

Ja, klar, auch wir machen am liebsten Livegigs. Meinetwegen könnten wir 50 Auftritte im Jahr haben, es gibt nichts schöneres als wenn man sieht, dass das eigene Material bei den Leuten live ankommt. Es ist ohnehin schwierig genug, mit unserem Zeug einen größeren Fankreis aufzubauen, da Metal bei der Masse ja absolut out ist (ist andererseits auch gut so, da viel zu schade für so manch ignorante Zeitgenossen). Aber auch innerhalb des Genre ist unser Stil momentan nicht gerade angesagt, da wir weder True Metal noch New Metal machen. Deshalb werden wir mit Live-Angeboten nicht gerade überhäuft. AUFRUF: Hallo Metal-Club oder Veranstalter, wenn wir Dein Interesse geweckt haben, dann kontaktiere uns! Wir nehmen Gigs im In- und Ausland an, und das mit fairen Bedingungen und 100% Einsatz! Zum zweiten Teil der Frage: Beim ersten Auftritt war uns mega-mulmig zumute: Lampenfieber, Unsicherheit, Versagensängste, kalte Flossen und alles, was dazugehört. Warum sollte es uns besser gehen als allen anderen? Auch heute noch gehört eine gewisse Portion Lampenfieber zu jedem richtigen Gig, denn nichts, was du dir vorher verdient hast, zählt beim aktuellen Auftritt. Alles will neu verdient werden, und das ist fair und gut so.

Wie ist eure Meinung zum Internet und den Fans ?

Heiko: Das Internet ist mittlerweile ein unverzichtbares Medium, wenn man mit Leuten zu tun haben möchte, die nicht aus der eigenen Region kommen, seien es Veranstalter, Magazine, andere Gruppen oder die Fans. Unsere Homepage www.dark-reflections.de ist dabei die Schnittstelle, die allen offen steht, die mit uns in Kontakt treten möchten, und zwar nicht nur Göttern wie A+R-Managern oder Großveranstaltern. Wir freuen uns auch über Resonanzen von Fans, die einfach nur gerne solche Musik hören. Für die haben wir jetzt auch eine Download-Ecke eingerichtet. Überhaupt sind uns die Fans am allerwichtigsten. Wir nehmen jede Meinung ernst, sei es Lob, Kritik oder einfach nur ein Meinungsaustausch. Außerdem haben wir noch die Zeit, mit jedem persönlich in Kontakt zu treten und das tun wir auch. Wir sind Metaller wie alle anderen auch.

Wargods: Was haltet ihr von Fernsehen in unserem Zeitalter und was wird uns in der Zukunft erwarten ?

Heiko: Ich selbst sehe kaum noch fern, das qualitative Angebot ist einfach zu beschissen. Höchstens mal Nachrichten oder ´ne Doku, um sich über die neuen schrecklichen Ereignisse auf dem laufenden zu halten, die unsere Welt so langsam den Bach runtergehen lassen. Lieber zocke ich PC, da ist mein Einfluß auf die Handlung größer, das ist nicht so frustrierend als hilflos den Ereignissen ausgeliefert sein zu müssen. Für die Medienzukunft würde ich mir mehr Interaktivität und Einfluß des Zuschauers wünschen, ha, da würde MTV und anderen Medienmogulen vielleicht endlich der Garaus gemacht werden.

Wargods: Wir würdet ihr euere Texte beschreiben und welches Thema sprechen sie an ?

Unsere Texte drehen sich in erster Linie - wie könnte es anders sein - um die dunkle Seite unserer Gedankenwelt. Das bezieht sich nicht nur auf die Bandmitglieder, wohlbemerkt. Jeder Mensch hat seine düsteren Vorstellungen (Dark ReflectionS!) und muß sich damit auseinander setzen. Das Lesen eines unserer Texte versetzt einen also in die eine oder andere Situation, in der solche Gefühle durchlebt werden. Dies kann sowohl das Trauma einer Vergewaltigung sein, als auch Selbstmordgedanken, sowie die Lebensbilanz kurz vor dem Tod. Dabei werden allerdings selten persönlich durchlebte Geschichten, sondern lediglich das "Was wäre wenn" durchgespielt. Sollte man selber mal ausprobieren, das hilft, andere besser zu verstehen! Dark ReflectionS ist Programm. Gesetztes Ziel ist es schließlich, den Zuhörer in Einklang mit der Musik in eine gewisse Stimmung zu versetzen und so zum Nachdenken anzuregen; auch, wie gut es uns doch eigentlich geht, und wie dreckig es uns gehen könnte. Daher sollen unsere Texte niemals zum bloßen Nachahmen animieren, sondern immer einen Denkanstoß liefern. Der Rest ist natürlich dem Zuhörer überlassen, der darüber dunkel reflektieren sollte.

Wargods: Steht ihr auf Konzeptalben ?....und warum

Heiko: Ich persönlich finde Konzeptalben grundsätzlich gut,obwohl sie schwieriger zu konsumieren sind als gewöhnliche Alben, da man sich beim Hören mehr konzentrieren muß. Für uns kommt so was zunächst nicht in Frage. Unsere CDs werden eher durch ein etwas lockereres Motiv verbunden, siehe Frage 7.

Wargods: Meine Standardfrage: Geht ihr mal gern einen heben, oder macht ihr gerne Partys, oder geht es gerne etwas ruhiger zu ;-)

Heiko: Klar, wenn die Party gut ist, halten wir´s lange aus. Allerdings sind die Zeiten, wo wir den Wodka Lemon tablettweise konsumiert haben, schon vorbei. Nur Chip (git) und Knolle (bass) saufen noch mehr oder weniger regelmäßig.

Wargods: Was haltet ihr vom Underground und wie wird es mit dem Good Old Metal weitergehen, wird er weiterbestehen ?

Heiko: Extrem wichtig. Der Underground tut mehr für die Erhaltung der Metal-Szene als die alteingesessenen Bands. Hierzu bedarf es nämlich von Zeit zu Zeit neuer Impulse, um die harte Musik am Leben zu erhalten. Ich rede jetzt nicht unbedingt vom sog. "New Metal", denn den finde ich weder new noch metal. Sondern von Leuten, die vom Strophe-Strophe-Chorus-Strophe-Chorus-Solo-Chorus-Chorus-System auch mal abkommen und versuchen, etwas Abwechslung in den Laden zu bringen, und sei es auf Kosten der Kommerzialität und damit meistens des Erfolgs. Und dazu sind die "Großen" einfach nicht mehr fähig, weil sie denken, sie hätten einen Ruf zu verlieren und außerdem sitzen ihnen Labels + Produzenten im Nacken, die ihre Pflicht darin sehen, auf schnellstmögliche Art Kohle zu machen, sprich, das Erfolgskonzept einer berühmten Band beizubehalten. Oder findet einer der Leser z.B. die neue Maiden-CD wirklich neu? Natürlich sind das Größen, die niemandem mehr beweisen müssen, dass sie gut sind, das weiß jeder, auch ich habe so gut wie alles von Maiden im CD-Regal. Aber trotzdem ist es der Underground, die "kleinen" Bands ebenso wie die "kleinen" Magazine und die Fans + Konzertbesucher, die den Metal ins 21. Jahrhundert rübergerettet haben. Jawoll!

- Review von Ulf