Imagika

'And So It Burns', der jüngste Streich der US-Thrasher von Imagika, ist ein gefundenes Fressen für jeden Thrash Metal-Fan. Von daher können wir uns lange Einleitungen schenken und kommen direkt zu den Fragen, die Steven in einem derartigen Kauderwelsch beantwortete, daß ich heufig beim Abtippen raten musste, was er da eben gesagt hat. Hoffentlich sind keine sinnentfremdenden Übersetzungsfehler entstanden.

Okay, wie geht's dir?

Gut gut... ich bin gesund.

Um gleich mal brisant anzufangen, ihr hattet ja vor kurzem eine etwas... merkwürdige Wahl.

Haha, ja, es war doch interessant mal zu sehen, was alles schief laufen kann. Jetzt sagen sie, dass es gut war, und wir uns jetzt darum kümmern können, dass so etwas nicht wieder vorkommt, aber die Realität ist doch, dass so was niemals hätte passieren dürfen. Leute sollten zur Wahl gehen, ihre Stimmen sollten gezählt werden... es sollte nicht so ein Fiasko geben.
Aber okay, jetzt ist Bush Präsident... ich selbst habe zwar für Gore gestimmt, aber so ist es nun mal.

Mal gucken, ob wir auch paar Fragen haben, die mit Metal zu tun haben. Ihr habt zwar schon drei Alben rausgebracht, aber so richtig bekannt seit ihr ja auch nicht, von daher kann es nicht schaden, mal mit der Bandgeschichte loszulegen. Ihr habt euer erstes Album 1995 rausgebracht, erzähl mir doch mal was darüber.

Als wir die Band 1994 gegründet hatten, taten wir das mit dem Ziel Musik zu spielen, die uns Spaß macht. Metal war damals absolut im Underground, es gab nicht viele Fans, die sich für den Sound begeistern konnten. Daher war es auch schwierig einen Plattenvertrag an Land zu ziehen, also haben wir uns entschlossen, das Ding in Eigenregie rauszubringen. Eigentlich war es nur als Demo gedacht, um uns bei Labels zu bewerben.

Euer zweites Album ‚Worship' kam dann bereits auf Nuclear Blast raus, wie seit ihr in Kontakt zu denen gekommen?

Also zuerst hatten wir ‚Worship' komplett fertig aufgenommen, erst dann machten wir uns auf die Suche nach einem Label. Flying Dolphin (die Promoagentur von Chris Boltendahl) konnten uns dann in Kontakt mit Radiation, einem Unterlabel von Nuclear Blast, bringen, die das Album für Europa lizensiert haben.

Du hast Flying Dolphin eben schon erwähnt, wie seit ihr denn an den Onkel Reaper gekommen?

Das kam zustande, als wir unser Debut an EBS Records für Europa lizensiert hatten. Ein Typ namens Martin rief mich an und meinte "Hey, wir mögen die CD und blablabla und ich kenne diesen Kerl, Chris, der eine Promoagentur macht"... so ergab sich das. Wir haben uns dann mit Chris unterhalten und er hat sich entschlossen die Band in Europa zu vertreten. Das wars im wesentlichen.

Eine Weile später habt ihr sogar mit Grave Digger getourt - wie verlief denn die Tour so und wie hat dir Europa gefallen?

Das war ziemlich cool, wir hatten eigentlich keine Erwartungen. Uns kannte ja niemand, und dann mussten wir gleich mit Iron Saviour und Grave Digger spielen. Grave Digger sind nun mal eine sehr beliebte Band und die haben ihre Hardcore-Fans... wir hatten da den spaßigen Job jede Show zu eröffnen. Wir hatten zwar ein paar Schwierigkeiten, aber im wesentlichen kamen wir mit den Leuten gut aus. Was super war, war eine richtige Metal-Szene zu sehen. Die Bay Area war ziemlich tot... mittlerweile wird es wieder bessser, aber zu der Zeit war nichts los. Wir haben eine ganze Menge cooler Leute in Europa getroffen.

Irgendwelche lustigen Geschichten?

Naja, da gabs eine Show, die wir in Augsburg gespielt haben, bei der unser Bassist diese Frau kennengelernt hat. Sie zogen sich in den Backstage-Bereich zurück, waren beide schon ziemlich angetrunken und wollten wohl ein wenig miteinander... reden.
Als er dann gerade zum schmutzigen Teil auf einem Tisch kommen wollte, fiel sie runter und war bewusstlos. Sie mussten einen Krankenwagen rufen, war sehr peinlich.

Nach der Tour haben euch Radiation auch schon gedroppt und seit bei Massacre untergekommen. Wie läufts bei denen jetzt so?

Was ich zuerst loswerden will, ist dass uns Radiation nicht gedroppt haben, es war nur ein Vertrag über eine CD, danach hatten wir nichts mehr mit ihnen zu tun. Wir haben von Anfang an vorgehabt nach ‚Worship' ein neues Label zu suchen, Radiation haben ja auch nur den Vertrieb übernommen. Der Vertrag mit Massacre lief bis jetzt sehr cool, sie tun ihr bestes um die neue Platte zu bewerben, wir haben viele Interviews und so weiter. Hoffentlichen pushen sie uns weiter und dann hoffen wir auf die Zukunft.

Wie seit ihr mit Massacre überhaupt in Kontakt gekommen?

Nach ‚Worship' hatten wir eine Demo-CD aufgenommen und an verschiedene Labels geschickt. Von Massacre kam das beste Angebot und das war's auch schon.

Ich hab da noch eine Frage zu ‚Worship', vor einer Stunde hab ich mit Roland darüber gegrübelt, woher uns das verdammte Anfangsriff von ‚The Conflict' bekannt vorkommt.

Wo ich das herhab?

Wir haben uns eben in den Arsch gebissen, woher wir es kennen. Ich kenne es, todsicher, aber ich komm nicht drauf. Es hört sich ein bisschen an wie von ‚Painkiller', aber das ist es nicht. Ansonsten vermuten wir stark Running Wild...

Das könnte so ziemlich alles sein. Es ist eins von den Riffs, die so herrlich einfach zu spielen sind. Ein ganz klassisches Metal-Riff, das es wohl schon eine Millionmal gegeben hat. Irgendwie lustig, dass diese Riffs immer wieder auftauchen, es hört sich dann natürlich so an, als hätten wir es geklaut. Manchmal kommen sie eben wieder, hehe...

Dann mal auf zum neuen Album ‚And So It Burns'... klingt für meine Ohren ein wenig aggressiver als ‚Worship'.

Ja, das würde ich auch sagen. Das hatte aber keinen bestimmten Grund. Wir wollten ein wenig zu den Anfangszeiten der Band zurückgehen und einfach heavy music machen. Das und der Wunsch immer bessere Songs zu schreiben, kam dann zusammen. Das nächste Album könnte dafür wieder melodischer werden. Es hat sich eben so ergeben, dass ich zu der Zeit aggressivere Songs geschrieben habe, als noch auf ‚Worship'.
Es hängt aber auch mit der Produktion zusammen. Der Sound von ‚Worship' war mehr in der düsteren Ecke. An sich kümmern wir uns aber gar nicht um so etwas bis die Platte fertig ist. Wir standen dann auch da und haben festgestellt, dass die Songs um einiges aggressiver klingen als auf dem letzten Album.

Wollt ihr mit dem Cover was ausdrücken? So ein netter, brennender Totenschädel...

Nein, wir wollten einfach etwas haben, was zum Albumtitel gepasst hat. Der stand nämlich schon vor dem Cover. Unser Drummer hat es im Internet gefunden, wir haben den Künstler gefragt und er hat uns die Erlaubnis gegeben, es zu verwenden. Es erinnert ein wenig an das Cover unserer ersten CD.

Produziert hat euch Uwe Lulis... wo habt ihr aufgenommen?

Wir haben bei uns in der Bay Area aufgenommen, etwa 50 Meilen nördlich von San Francisco. Mit Uwe kamen wir gut aus, wir kannten ihn ja schon von der Tour.
Der Bursche, bei dem wir die letzte Platte aufgenommen hatten, hatte keine Zeit, also haben wir uns nach einem anderen Produzenten umgeguckt und Chris hat uns Uwe vor die Nase gesetzt. Wir haben am Anfang natürlich nicht gewusst, wie seine Arbeitsweise sein würde, oder ob er in der Lage wäre, unsere Art von Musik zu produzieren, aber als er nach San Francisco kam, verlief die Arbeit sehr gut. Wir hatten nur wenig Zeit für die Aufnahmen... das Budget, weißt du? Alles in allem, denke ich, dass er einen guten Job gemacht hat.

Ja, kann man so sagen. Vielleicht ein wenig verwaschen, aber egal... kommen wir mal zu den Texten, die von ‚And So It Burns' liegen mir nicht vor, aber die von ‚Worship' hatten einen ziemlichen anti-religiösen Anstrich. Wird das auf der neuen Platte weitergeführt?

Ja, unser Sänger hat sehr viele Texte über seinen persönlichen Bezug zu Religionen geschrieben. Was er damit ausdrücken will ist, glaube ich, dass Religion in ihrem ursprünglichen Sinne, nämlich dich zu einem besseren Menschen zu machen, durchaus ihre Berechtigung hatte. Heutzutage benutzen viele Leute Religionen eher als ein Hilfsmittel zur Zerstörung.

Wollt ihr mit euren Lyrics denn etwas erreichen?

Ach weißt du, ich habe nicht wirklich einen Bezug zu unseren Texten. Unser Sänger schreibt sie, das ist sein Job, ich spiele Gitarren, das ist mein Job... die Texte sind mir nicht so wichtig. Sie widersprechen meinen Ansichten nicht und dann ist das okay. Ich könnte nicht in einer Band sein, die Texte hat, mit denen ich nicht konform gehen kann, gewaltverherrlichend oder rassistisch oder so etwas. Damit hätte ich dann Probleme, weil es nicht meine Meinung ist.

Auf dem neuen Album habt ihr einen für euch ungewöhnlich langsamen Song namens ‚Fade Away'... erzähl mal was darüber.

Ach, das war einfach mal etwas, das ein wenig anders war. Ich hab den Song geschrieben, ihn den Jungs vorgespielt und sie haben ihn gemocht. Später ist mir dann noch eine Idee für das Ende gekommen, das klingt ja eher nach einer Jam-Session. Es ist vielleicht ein etwas ungewöhnlicher Song, aber viele Bands machen so etwas. Wir haben ja noch genug aggressive Sachen. Chris kam uns über Ostern mit seiner Frau besuchen und hat ein paar Vocals eingesungen. Ich finde es ist ein guter Song, um die CD abzuschließen.

Und was habt ihr geraucht, um diese kranke Coverversion von ‚Knocking On Heaven's Door' auf die Reihe zu bekommen?

Oh, haha... das hab ich verbrochen, ich singe da. Ich saß im Studio und habe ein bisschen mit der Akustikgitarre rumgespielt, und hatten wohl ein paar Bier zuviel, da sind mir die Texte eingefallen. Irgendwer hatte dann die Idee, das ganze aufzunehmen... na ja, wir hatten unseren Spaß, hehe.
Die restlichen Songs der CD sind eben durch eher ernst und heavy, da ist es auch keine schlechte Idee, die Leute wissen zu lassen, dass wir auch Spaß verstehen. Viele Leute in der Metal-Szene nehmen sich einfach viel zu ernst und vergessen, dass es letztendlich darum geht, Spaß zu haben.

Ich habe letztens im Internet gelesen, dass du in Silicon Valley wohnst. Hast du Bill Gates schon getroffen?

(nach mehrmaligem Wiederholen der Frage) Nein, aber meine Frau arbeitet für Microsoft. Die haben hier überall Bürogebäude. Das Hauptgebäude ist in Seattle.

Ist das Internet wichtig für Imagika?

Absolut ja, das Internet ist im Moment die beste Lösung um mit Leuten Kontakt zu haben, und die Band bekannter zu machen. Im Netz gibt es unheimlich viele Informationen, gerade über Heavy Metal. Ohne das Internet wären wir mit Leuten wie Chris gar nicht in Kontakt gekommen.

Ich habe vor einer Weile Mark von Jag Panzer nach der Metal-Szene in den Staaten gefragt und er hat gemeint, dass sie ziemlich im Arsch wäre... kannst du das bestätigen?

Mark hat recht. Okay, es wird besser, aber für Bands wie Jag Panzer oder Imagika ist es immer noch sehr schwer, Leute in die Halle zu bringen, weil die Szene sehr klein ist. Es gibt zwar Metal-Fans hier, aber die hören eher diesen New Metal-Krams, wie Limb Bizkit und Papa Roach.

Was denkst du über diese Musik?

Ich persönlich mag sie nicht und halte es für Zeitverschwendung, aber wenn es jemandem gefällt, bitte. Allerdings halte ich es für keine gute Idee, Rap und Metal zu kreuzen. Andererseits verkaufen diese Bands Millionen Platte, also hab ich vielleicht unrecht, haha.
Ich glaube, dass diese Bands die RATTs und Poisons unserer Zeit sind. Mittlerweile lachen wir auch über diese Haarspray-Nummern und in ein paar Jahren werden wir über die Baggy Pant-Träger lachen.

Kannst du denn ein paar unbekanntere Metal-Bands empfehlen?

Naja, hier in der Bay Area ist halt dieses Rap/Metal-Ding gerade sehr groß, daher gibt es nur wenige richtige Metal-Bands hier. Unleashed Power mag ich sehr, Total Eclipse sind jetzt neu.

Sonst noch was?

Ja, ich wollte den Lesern sagen, auch wenn sie noch nichts von uns gehört haben, aber auf Metal und besonders Thrash stehen, sollen sie...

Sekunde... das sind deine letzten Worte, oder?

Ja...

Nein! Noch nicht, ich wollte wissen, ob du noch andere Bands nennen wolltest.

Hehe... nein eigentlich nicht, in der Gegend hier gibt es keine anderen Bands. Gut, wir haben noch bekanntere Bands wie Vicious Rumors und Testament.

Habt ihr Kontakte zu deutschen Bands, außer Grave Digger?

Ja, wir kennen Iron Saviour von der Tour noch. Warhead kennen wir und die Jungs von Helloween und Gamma Ray. Aber das sind halt nur Kontakte, nicht dass wir die engsten Freunde wären.

Was hast du denn für Hoffnungen für die Zukunft?

Wir haben eigentlich keine allzu großen Hoffnungen oder Erwartungen. Wir sind glücklich, wenn wir noch mehr Platten machen können und vielleicht ein wenig bekannter werden.
Die Zeiten, wo man mit Heavy Metal noch Geld machen konnte, sind längst vorbei, das waren damals vielleicht Bands wie Iron Maiden oder Black Sabbath, aber heute geht da nichts mehr.

Jetzt kannst du deine letzten Worte ablassen!

Ich wollte mich bei den Leuten bedanken, die uns schon immer gut fanden und ich hoffe, dass wir mit der neuen Platte neue Fans finden werden. Dir danke ich für das Interview, weiterhin viel Erfolg mit dem Wargods Of Metal.

- Interview von Christian