Olaf geht das Sauf& Fun-Image von Tankard langsam auf die Nerven und er würde gern über die Texte reden dürfen, die nichts mit Saufen zu tun haben. Guter Vorsatz, der aber an der Intoleranz meinerseits scheiterte. Und so muss der Tankard-Drummer von Texten erzählen, die er gar nicht mag, rächt sich dafür aber, indem er am laufenden Band Peinlichkeiten seines Sängers Gerre ausplaudert. Und das Saufnasen-Image ist er auch nicht losgeworden. So ein Pech aber auch!

Olaf: Was ist denn das für eine Vorwahl?

Wargods: Das ist der Umkreis von Aschaffenburg, kennst du das?

Olaf: Ja, meine Freundin kommt aus Hanau, das liegt da ja in der Nähe.

Wargods: Richtig... aber Aschaffenburg liegt noch in Bayern.

Olaf: Oh... naja, macht nix. Ich mach trotzdem ein Interview mit dir, haha. Man hört ja auch, daß du eher wie ein Hesse sprichst.

Wargods: Das ist aber nett von dir. Fangen wir gleich an: Ihr bringt ja jetzt Ende Mai euer neues Album ‘Kings Of Beer’ raus. Kannst du mir etwas über die Enstehung von den Songs, den Aufnahmen und dem ganzen Kram erzählen?

Olaf: Ja klar, haha. Also zunächst mal, muss ich sagen, daß es das erste Mal ist, daß wir alle Songs zusammengeschrieben haben, abgesehen von ‘Incredible Loudness’, das ja vom ‘84er Demo stammt. In der Vergangenheit war das so, daß einer mit einem fertigen Song ankam und jeder dann noch seinen Senf dazugeben hat. Das haben wir dieses Mal ganz anders gemacht. Zum einen, schien uns das wegen dem neuen Gitarristen einfacher, der hat sich alleine nicht so richtig getraut einen Song zu schreiben, zum anderen hatten wir mächtigen Zeitdruck. Wir haben nämlich erst im Oktober mit den Songs angefangen, weil wir vorher einfach zu faul waren, haha. So ist das enstanden.

Wargods: Ihr habt im Studio wieder mit Harris Johns zusammengearbeitet, was ihr bis jetzt auf jeder Platte gemacht habt. Ist die Zusammenarbeit denn so gut, daß ihr euch sagt, daß ihr gar nichts anderes ausprobieren wollt, oder würdet ihr schon gerne mal was anderes versuchen?

Olaf: Wir sprechen wirklich jedes Mal darüber, daß wir mal woanders hingehen wollen. Zum Schluss landen wir aber doch immer beim Harris. Diesmal war es so, daß wir schon im Hinterkopf hatten, woanders hinzugehen, aber durch diesen Zeitdruck, weil wir eben zu faul waren, haben wir uns gedacht „Der Harris kriegt das dann eher auf den Punkt“ und deswegen sind wir - notgedrungen - nochmal zu ihm hingegangen. Das wird auf der nächsten Platte aber wahrscheinlich nicht mehr der Fall sein, was aber nichts mit dem Harris zu tun hat, sondern einfach nur damit, daß wir nach 18 Jahren etwas anderes ausprobieren wollen.... und wir keinen Bock haben, so weit zu fahren.

Wargods: Wo sitzt der denn eigentlich?

Olaf: Der ist jetzt in Lütte, das ist 70km vor Berlin. Ein kleines Dorf mit einer Hauptstraße und drei Kneipen. Da hast du zwar schön deine Ruhe, aber es ist doch sehr weit. Das wollen wir uns nicht mehr antun.

Wargods: Du hast schon ‘Incredible Loudness’ erwähnt. Wieso habt ihr denn den Song neu eingespielt?

Olaf: Zuerstmal hatten wir Bedenken, daß die Platte sonst zu kurz wird.... nee, quatsch! Der Frank kam damit an. Wahrscheinlich will der mal wieder ein paar Mark von der GEMA haben. Wir haben halt gedacht, da wir sowieso geplant haben, diese Demos in den nächsten Jahren auf CD zu veröffentlichen, bringen wir schon mal einen Song da drauf, damit die Leute wissen, was los ist.

Wargods: Habt ihr denn was an dem Song geändert?

Olaf: Von der Musik her ist der Song geringfügig anders, beim Refrain wird ein bisschen geknüppelt, weil das Original so langweilig war. Der geniale Text mit dem Schulenglisch ist aber erhalten geblieben. Sinnlose Sätze, wie das ‘84 eben so war. So scheisse, daß es schon wieder lustig ist, hehe.

Wargods: Bei ‘Dark Exile’ hab ich beim Refrain immer Running Wild im Hinterkopf. Steckt da Absicht dahinter, oder ist das nur meine kranke Phantasie?

Olaf: Das ist gut möglich, daß du da irgendwas raushörst, ich muss aber dazu sagen, daß die Leute, die an dem Song rumgearbeitet haben, mit Running Wild gar nichts am Hut haben. Wenn du dir heut was anhörst, dann findest du immer ein paar Parallelen, ich will das auch gar nicht leugnen, daß das vielleicht Ähnlichkeit hat, aber es ist nicht so, daß wir da was geklaut hätten. Mit Running Wild kennen wir uns auch nicht sonderlich aus, das wäre also wirklich reiner Zufall.

Wargods: Der Titeltrack zielt ja gewaltig auf Manowar ab, ist auch musikalisch anders...

Olaf: Wir saßen letztes Jahr, als wir in Japan gespielt haben, in Osaka in einem Pub, der hiess ‘Tankard’, war etwa 4qm gross und drinnen hatte der eine supergeile Einrichtung. Da haben ein paar alte Manowar-Platten an der Decke gehongen, worüber wir uns - nach diversen Bierchen - kaputtgelacht haben und uns gesagt haben „Kings Of Metal - das können wir auch!“. Textlich geht es da um diese Reunion-Welle, die jetzt am Krassieren ist und daß wir eine der wenigen 80er-Bands sind, die immer noch dabei sind, ohne sich jemals getrennt zu haben, worauf wir schon stolz sein können.

Wargods: In dem Song kommt dann die Aussage ‘We are Tankard, and we have nothing to say' vor. Stimmt diese Aussage eigentlich noch? Ihr habt ja doch auch den einen oder anderen sozialkritischen Text an Bord.

Olaf: Ja, wir haben auf jeder Platte Texte mit solchen Aussagen, aber die wurden immer unter den Teppich gekehrt, weil sich dieses Fun-Image besser verkaufen lässt. Wenn du dir die ganzen Platten anschaust, dann gibt es da immer einen Text mit sozialkritischer Aussage. Wir stellen uns aber auch nicht mit erhobenem Zeigefinger hin, sondern es sprudelt einfach aus uns heraus. Ich denk mir, die meisten Leute hören sowieso nicht auf die Texte, die meisten Fragen werden wir dann wieder zu den Fun-Sachen beantworten müssen, wie das immer ist.
Ich glaube die Texte von uns sind schon unterbewertet.

Wargods: Gehen wir doch kurz auf den Song ‘Talk Show Prostitute’ ein, der sich mit den Leuten beschäftigt, die in Talkshows sitzen und ihr Leben preisgeben. Davon gibt es ja die Steigerung, nämlich Big Brother. Wie denkst du denn über diese Sendung?

Olaf: Muss ich zu meiner Schande gesehen, daß ich mir das auch hin und wieder anschaue. Allerdings ist jetzt mein Favorit (Zlatko natürlich - Christian) nicht mehr dabei, daher hat sich das schwer reduziert. Man könnte sich lange darüber unterhalten, aber ich denke mir, es wird ja keinem damit wehgetan. Grundsätzlich bin ich nicht gegen die Sendung, aber ich bin auch nicht gerade der Fanatiker.

Wargods: Kannst du mir noch kurz was über die übrigen Texte erzählen?

Olaf: Klar... Da haben wir zunächst mal ‘Tattoo Coward’, dabei geht es um unseren lieben Sänger, der wahnsinnig gerne ein Tattoo hätte, aber Schiß vor den Schmerzen hat und deswegen wohl nie in seinem Leben ein Tattoo haben wird. Bei ‘Mirror, Mirror’ geht es um Leute, die ständig alles kritisieren, die sich nach unserer Meinung erst mal an die eigenen Nase fassen sollten, bevor sie alles um sich herum schlecht machen. ‘Land Of The Free’ geht unschwer zu erkennen um die USA. Unser Texter wollte unbedingt einen Song über die USA machen. Er ist Amerikaner und er liebt sein Land so sehr, daß er unbedingt was drüber schreiben wollte, haha. ‘I’m So Sorry’ ist auch von unserem Sänger, der manchmal mit sich selber nicht so richtig klarkommt und meint, sich für alles entschuldigen zu müssen. (Eine Textzeile wie ‘Sorry, that I’m impotent!’ lässt da tief blicken - Christian) ‘Hell Bent For Jesus’ - kann sein, daß der Titel an Judas Priest erinnert (Kann sein?? - Christian) - das ist ein Anti-Christen-Song, der unserem neuen Gitarristen gewidmet ist. Der spielt nämlich noch nebenbei in einer White Metal-Band (Lightmare aus Frankfurt - Christian). Von unserem alten Gitarristen stammt noch ‘Hot Dog Inferno’, da geht es um eine Imbissbude und einen Typ, der Leichen im Keller hat und die speziellen Schachliks macht. ‘Dark Exile’ stammt ebenfalls von unserem alten Gitarristen, da gehts um „böse, evil, hell“ und so weiter, aber mit einer ironischen Schlagseite. ‘Flirting With Disaster’ schließlich handelt von nassen Fürzen.

Wargods: Wovon??

Olaf: Von nassen Fürzen... das brauchen wir nicht näher zu erläutern, haha.

Wargods: Das Cover eurer Platte wurde von CenturyMedia mit ‘Asozial aber geil’ beschrieben. Wo habt ihr denn diesen Typen gefunden?

Olaf: Das ist ein Kumpel vom Gerre, die gehen immer zusammen zum Fußball und kennen sich schon recht lange. Wir haben ihn mal gefragt, nachdem wir die Idee mit ‘Kings Of Beer’ hatten und ein Cover brauchten. Der Gerre hat einfach nicht das Format, um ein CD-Cover auszufüllen, da musste das dann der Bomber machen. Er hat sich da auch echt Mühe gemacht und hat den ganzen Tag in der brütenden Hitze gesessen... und er hat erst hinterher angefangen zu saufen, hehe.

Wargods: Ihr feiert jetzt ja bald euer 18jähriges Bestehen. Wo waren denn für dich - in den 6 Jahren, seit denen du dabei bist - die Höhen und Tiefen?

Olaf: Der absolute Höhepunkt war letztes Jahr in Japan. Wir sind dort zwar nicht mehr so angesagt, wie Anfang der 90er, aber ich bin schon stolz drauf, daß wir es mal dahin geschafft haben. Da nimmst du Eindrücke mit, die nicht gerade alltäglich sind.
Der Tiefpunkt für mich war, als der alte Gitarrist ausgestiegen ist. Wir waren damals ja noch mit zwei Gitarristen unterwegs und er hat dann ein Problem mit der Hand gehabt. Außerdem haben wir uns auch noch zerstritten, wegen Dingen, die ich heute gar nicht mehr nachvollziehen kann. Das fand ich schon sehr schade.

Wargods: Vor zwei Jahren hab ich im RockHard mal ein Interview mit Gerre gelesen, wo er angekündigt hat, mit Buffo nackt durch Sachsenhausen zu rennen, wenn die Eintracht aufsteigt. Die Eintracht ist aufgesteigen, hat er es denn auch gemacht?

Olaf: Nee, eben nicht! Da warten wir ja heute noch drauf! Der pienzt halt rum und hat Schiß!

Wargods: Du hast die Reunion-Wellen, die zur Zeit krassieren, schon angesprochen. Wie ist deine Meinung zur Reunion von Destruction mit Schmier?

Olaf: Die waren sich ja wohl untereinander mal spinnefeind, ich hab da aber nicht so den Einblick gehabt. Ich finde es einerseits ganz witzig, daß die es jetzt nochmal miteinander probieren, andererseits weiss ich nicht, ob das nicht doch ein bisschen Geldmacherei ist. Es ist aber schwer zu sagen und ich würd das keinem unterstellen. Vielleicht hatten sie ja auch einfach Bock wieder was zu machen und haben sich zusammengerauft. Mit dem Schmier hab ich nie viele Worte gewechselt, er ist aber sicher kein unangenehmer Zeitgenosse. Ich denk mir, daß der einfach wieder Lust hatte.
Was ich von dieser Reunion-Welle halten soll, weiss ich nicht so recht. Ich komme ja auch eher aus der Punk-Ecke und trauer immer noch meinem Ramones hinterher.

Wargods: Haben die anderen Tankard-Mitglieder denn auch noch metal-fremde Musikvorlieben?

Olaf: Gerre hat Einflüsse von... pfff überallher. Der hört sich alles an und muss auch alles haben, was in den Charts ist. Er ist da ziemlich nervenkrank.

Wargods: Wie wichtig ist Bier denn für dich? Was ist deine Lieblingsmarke?

Olaf: Booooh... Bier ist für mich insofern wichtig, daß es einfach mein Lieblingsgetränk ist. Auf eine Marke will ich mich nicht festlegen. Ich versuche immer das einheimische Bier zu trinken, weil ich nicht will, daß das Bier noch hunderte Kilomter über die Autobahn gekarrt wird. Da trink ich lieber das Öko-Bier, das daheim wächst.

Wargods: Ihr feiert ja jetzt demnächst euer 18jähriges Bandjubiläum in der Batschkapp. Was darf man denn da erwarten?

Olaf: Konkret ist da noch nichts, außer das das Programm länger werden wird als normal, so um die 2 Stunden. Es werden sicherlich noch einige Gimmicks auf der Bühne kommen, aber da will ich noch nichts verraten. Es lohnt sich aber auf jeden Fall dahin zu gehen. Auch weil es nicht so teuer sein wird.

Wargods: Das wärs auch schon gewesen. Willst du unseren Lesern noch was sagen?

Olaf: Ja, wir haben eine neue Homepage unter www.tankard.org. Da gibts noch paar Infos über die Band, Tourdaten, die Platte und Merchandise.

- Interview von Christian