Donnerstag – Anreise
Als dieser denkwürdige Tag um Mitternacht das Licht der Welt erblickte, befand sich meiner
einer noch am Tresen in Schwingen (einer ortsnahen Disco hier oben) und genehmigte sich
ein Weizen nach dem anderen. Auch als wir ab ca. 3.00 Uhr wieder in Stadtsteinach waren,
wurden noch einige Admiral-Büchsenbiere von der Tanke vernichtet; und auch als ich um ca.
6.00 Uhr morgens endlich in die Federn viel (hackevoll – natürlich), machte ich mir keine
großartigen Gedanken deswegen, immerhin wollten mich die Jungs erst um 13.00 Uhr
abholen. Weitgefehlt! Bereits um 9.30 Uhr stehen Thorsten & Waldi sowie Adam, der Fahrer,
vor meiner Tür. Also, schnell Katerwäsche, eiligst gepackt und ab, natürlich immer noch mit
etlichen Promillos in der Birne. Als auf der Fahrt dann Waldi und ich zusammen eine Palette
Bier schnabulierten wurde die Sache schon wieder angenehmer, weshalb bald von Mucke wie
KAT oder Protector animiert auf den Türen mitgefahren und auf dem Wagendach gealkt
wurde.
Nach etlichen Staus war´s denn auch soweit, man war endlich da. Und nachdem auch die
Schlange am Eingang denn passe war, konnte man sofort mit dem Zeltaufbau beginnen.
Leider war die nachbarschaftliche Lage nicht so prall (die meisten von den Typen waren
ständig unterwegs), so daß alsbald die anderen Kulmbacher gefunden waren, deren Zeltplatz
einen weitaus angenehmerer Aufenthaltsort (nebst Pavillion) darstellte. So verlief der erste
Abend mit Witzen unter der Gürtelinie, Bier, Bier und nochmals Bier und dem Verzehr eines
Wiki-Burgers (der Koch ähnelte Carlos Santana zu beinahe 100%!) bis wir dann irgendwann
den Stand der Hanf-Burger ausmachten. Die doch ziemlich illustren Leute dort nahmen uns
freundlichst auf und so konnte der Rausch durch etwas vegetarischen Konsum noch
verbessert werden. Auch ein Abstecher zum Maiden-Fanbus (BuBu rules!) und der
Tequilabar durfte nicht fehlen, so daß ich denn erst spät nachts von einem rosa Elefanten
geführt in mein Zelt taumelte.
Freitag – Jetzt geht´s los!
Dank der beschissenen Hanfkost war Morgen die reinste Hölle, jede Sekunde im
Wachzustand war eine Pein (The Morning after!), und erst als ich meinen Enddarm in einer
gewaltigen Explosion auf einem Dixi-Plumsklo entleeren konnte (Mach doch das nächste Mal auch ein Foto davon! - Christian) hatte man wieder Hoffnung
für den Patienten. Nach ein paar Frühstücksbier war ich dann auch wieder über den Berg und
der Tag begann bereits wieder äußerst feucht-fröhlich. Zum Mittag gab´s, was auch sonst,
Wiki-Burger und dann wurde fleißig weiter gealkt. Zu dieser Zeit begab es sich auch das
direkt neben unseren Kumpels die Jungs von Apophis einen Pavillion aufbauten (nebst
Bandlogobanner!), den sie dann ca. eine geschlagene Stunde bewohnten und bis Sonntag
wie vom Erdboden verschwunden blieben (der Pavillion sollte noch verheerendes Unheil
anrichten – doch dazu später!). Obwohl ich mir für den Nachmittag Bands wie Viu Drakh,
Entombed und Cannibal Corpse auf die Wunschliste gesetzt hatte, machte mich der Alk träge,
so daß ich mir das Spektakel mit ein paar anderen Kulmbacher Schluckspechten, die dasselbe
Schicksal ereilte, vom Zeltplatz aus anhörte.
Obwohl bis 20.00 Uhr reichlich weitergebichelt wurde, hielt sich der Rausch dann bei Maiden
absolut in Grenzen, weshalb ich mir die Show im Vollbesitz meiner geistigen Kräfte
reinziehen konnte. Es war aber auch einfach ein Erlebnis, Songs wie „The Trooper“, „Sign of
the Cross“, „Clansman“, „Iron Maiden“ und natürlich die Zugabe „Number of the Beast“
ließen keinen Banger ruhen. Auch der allseits geliebte Eddie gab sich in der 4m-Ausführung
die Ehre und beim gleichnamigen Song schwebte tatsächlich eine gewaltige eddieförmige
eiserne Jungfrau nebst gefesselten Bräuten hinter der Bühne hervor, dazu gab´s noch massig
Pyros – einfach genial!
Gleich im Anschluß stand zunächst der Besuch eines Olympklos und diesmal wurde man
nicht enttäuscht – Olymp, scheißen wie die alten Götter! So hatte ich denn von der
Knüppelnacht auch schon Dark Funeral verpaßt, konnte mich dafür aber umsomehr Asphyx
zuwenden, die mich auch mehr denn gedacht begeisterten. Dampfhammer wie „Wasteland of
Terror“ oder mein Favorit „M.S. Bismarck“ (welcher für Pappbecherwürfe aus der Punkecke
sorgte) wurden professionell und mit höchster Spielfreude geboten, meiner Meinung nach
hätten die Jungs absolut einen Platz auf der Mainstage verdient gehabt. Nachdem
dementsprechend gut gemosht worden war, genehmigte ich mir rein Interesse halber noch
Marduk, die mich denn wie erwartet echt nicht vom Hocker riessen. Standard-gebolze,
Klischee-Schminke, 0815-Show und der Bocksfuß von hinten bis vorne; wenigstens zog das
Publikum Konsequenzen so daß Legion bald ein paar Becher um und zwischen die Ohren
flogen, meiner Meinung nach absolut verständlich! Genervt, müde und straff ging ich also
zum Zelt und träumte von corpsepaintgeschminkten Playboyhäschen.
Samstag – Full Metal Jacket!
Nach einer kurzen Krisensitzung war morgens klar, daß das Bier wohl nicht mal mehr bis
Mittag reichen würde, weshalb der Entschluß gefaßt wurde ins nächste Dorf zu gehen und
sich mit dem nötigsten zu versorgen. Der Weg war nicht schwer zu finden, etliche andere
hatten scheinbar ähnliche Probleme und bald fanden wir tatsächlich einen guten alten
Konsum-Markt, in dem wahrscheinlich schon Erich und Margot zu früheren Zeiten ihre
Büchsenplörre bezogen hatten. Pro Mann mit einer Palette und etlichen Dosensuppen
eingedeckt wurde dann der Rückmarsch angetreten, bei dem praktischerweise der
Einkaufswagen, und er war an dem Tag wirklich nicht der einzige, gleich als Transportmittel
genutzt wurde. Endlich wieder am Gelände angekommen ergab sich jedoch ein gewaltiges
Problem: die Security hatte Weisung bekommen keine weiteren Getränke, abgesehen von 12 l
pro Person bei Anreise einzulassen. Deswegen baute sich der Anführer auch sadistisch
grinsend vor uns auf und stellte uns vor die Wahl des Wegschmeißens oder Draußensaufens.
Da Kulmbacher bei Ihrem Leben kein Bier wegschütten würden wurde zusammen mit
anderen Leidensgenossen die nun mehr und mehr vom Dorf zurückkehrten ein
Protestbesäufnis vor den Augen der Security organisiert. Vor allem die Männer vom Metal
Mob (auch sie werden noch eine Rolle spielen) waren eine große Hilfe und in Windeseile war
die Boykottaktion am Laufe, so daß man einer IG Metall mit der IG Metal mehr als das Waser
reichen konnte. Nach ca. zwei Stunden, etlichen Büchsen und vielen interessanten
Gesprächen spitzte sich die Lage im angesäuselten Zustand zu und eskalierte schließlich
sogar: Irgendein kleiner Übermut schleuderte eine leere Bierflasche in Richtung Securitybus
und im Nu wurde das Häufchen ambitionierter Metal Rebellen mit Gummiknüppeln und
Brachialgewalt durch die Gorillas gesprengt. Immernoch schwöre ich Rache für meine
Bruchlandung im Bauzaun!
Jeder hatte versucht zu retten was zu retten war, aber viel Bier konnte nicht ins Innere gerettet
werden. Erschöpft und vor Wut kochend schlief ich freiweg vorm Zelt meines Kumpels Tino
ein, wurde wenig später aber gerade noch geweckt um mir meinen absoluten Traum zu
erfüllen und Sodom live zu sehen! Es war göttlich: Der Gig wurde mit „Code Red“ eröffnet,
welches die Jungs um Meister Tom mit Helge Schneider-Schweinlemasken absolvierten.
Natürlich durften dann Songs wie „Remember the Fallen“, „Stalinorgel & Bombenhagel“,
„Blasphemer“ oder „Wachturm“ auf keinen Fall fehlen; die Stimmung war famos und von
einer Woge der Ekstase ergriffen stürzte ich mich zum Diven um meinem großen
Namensvetter meinen Tribut zu erweisen. Auch ein neuer Song („M 16“ falls ich mich nicht
komplett getäuscht habe) war im Repertoire inbegriffen, der ebenfalls ein echter
Nackenbrecher war und einiges fürs neue Album verspricht.
Am Nachmittag blieb ein Stage-Besuch von uns allen aus, keiner hatte Bock die anderen
Bands zu sehen, sonderlich interessante Sachen waren eh nicht dabei. So wurde weiter am
Zelt gealkt, und mitten in der größten Gaudi wurde wir Zeuge eines Spektakels das die Welt
noch nie zuvor gesehen hatte: Der Apophis-Pavillion (scheinbar nur mangelhaft befestigt)
wurde von den Lüften getragen und walzte marodierend über den Zeltplatz. Genau das Zelt
unseres Kaspers Addi war sein erstes Opfer – voll plattgestampft – HaHa! Irgendwann, als
wir uns immernoch auf dem Boden kullerten kamen die Jungs von Apophis mit Ihrem
offensichtlich gebändigten Pavillion zurück, bauten ihn flott wieder auf und waren bis
Sonntagabend nicht mehr gesehen.
Abends wurden dann Machine Head beäugt, die eine miserable Show ablieferten: beide
Gitarren fielen aus und man versuchte sich mit lausigen Coversongs über Wasser zu halten.
Verzweifelt maulte dann der Sänger über die Bravo, die sie nicht mehr featuren würden oder
so ähnlich, egal, auf jeden Fall: sehr viel mehr schlecht als Recht. Die nachfolgenden Bolt
Thrower konnten um einiges mehr begeistern, Dave Ingram war in Topform und alte Kracher
wie „For Victory“ konnten einfach absolut begeistern. Dank eines mächtigen Sullerers konnte
ich mir leider keine weiteren Details merken und verbrachte schließlich bei Jim Beam und
Büchsenbier den restlichen Abend in den geheiligten Hallen des Metal Mob.
Sonntag – Maximum Debilum
Der Tag selbst bot wenig Spektakuläres: Manos wurden mal wieder gegen Büchsenbier und
dumme Sprüche mit den Kumpels getauscht, auf dem (enttäuschend klein ausgefallenen)
Metalmarkt eine Living Death- und eine Lääz Rockit-Platte ergattert, das Zelt wurde
komprimiert. Nach einem Tag des Bier-Heil-Fastens prügelte ich mir zwei Dosen lauwarme
Ravioli in den überfluteten Magen und anschließend stibitzten etliche Leute Bölkstoff aus
dem Zelt des ehrenwerten Herrn Schröder (ebenfalls ein Kumpel aus Kulmbach) der in
seinem Schlafsack auch am letzten Tag immer noch ein Beck´s Festival von sage und
schreibe annähernd 40 (!!!) Dosen zelebrierte. So war denn auch der Abschlußrausch gewahrt
und man konnte den Tag bis zum Abend optimal verbringen.
Dann: Slayer. Eine Wahnsinnsshow mit vollkommen prall gefüllter Moshpit, es hagelte
Kracher am laufenden Band: „South of Heaven“, „Raining Blood“, „Angel of Death“,
„Mandatory Suicide“, usw. Der absolute Knaller! Die Jungs hatten eine mächtige Lichtshow
im Set und die Stimmung im Publikum war der Hit, schließlich schleuderten sie noch massig
Pleks und Sticks in die Menge, so daß das bereits absolut geile Wochenende noch seinen
krönenden Abschluß fand.
Die Heimfahrt verlief ruhig und um 3.00 Uhr Montagmorgen kam ich hundemüde, durstig,
total verdreckt und (O-Ton Mama) stinkend wie ein Schweinehirt wieder zu Hause an.
Fazit: Wetter angenehm (nicht zu warm, nicht zu kühl, kein Regen), Spitzenpublikum,
horrende Preise (Palette Bier? – Fuffzisch Marsch!), anmaßende Security (die meinen
Informationen nach am Sonntag nach Slayer noch ein paar auf den Deckel bekommen hat –
Bravo!) und leider zu viele Vandalen die die sanitären Anlagen, v.a. Waschrinnen demolierten
und so einer geregelten Körperpflege einen brutalen Riegel vorschoben.
Als persönliche Favoriten: 1. Sodom (logisch!); 2. Iron Maiden (einfach göttlich!); 3. Asphyx
(so viel Spielfreude und Publikumsnähe sind selten!).
Alles in allem ein perfekter Kurzurlaub!
Andi Angelripper
Ich liebe diese "Eigentlich haben wir ja nur gesoffen..."-Festivalberichte :)
- Christian