Ciao (GE)
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Dark Greetings liebe Leserinnen und Leser hier bei Ciao!

Zur Vorgeschichte: Ich bin ja nebenher für das Altaruz.de- Fanzine tätig und da wir auch Newcomer vorstellen, bekam ich eines Tages die Anfrage einer jungen Band, ob ich nicht an deren erster CD zwecks Review interessiert wäre. Diese war zwar noch nicht fertiggestellt, man wollte mir aber ein Exemplar derer zukommen lassen... Es hat durch einige widrige Umstände nun doch noch etwas länger gedauert, bis ich in den Besitz des Silberlings gekommen bin, vor einigen Tagen aber erhielt ich dann ein Päckchen mit besagter CD... Und da ich, soviel nehme ich schon mal vorweg, von einer Newcomerband selten eine so gelungene Scheibe gehört habe, möchte ich Euch diese Combo nun mal etwas genauer vorstellen...

Es handelt sich um Logar’s Diary aus Berlin, die sich dem Fantasy- Metal ähnlich Blind Guardian oder Rhapsody verschrieben haben. Aber Logar’s Diary sind nicht irgendeine Fantasy- Band, sondern wurden vor ca. 2 Jahren mit einem bestimmten Ziel gegründet: Die Abenteuer des Magiers Logar in der Welt von Earthdawn zu vertonen. „Earthdawn“ ist für diejenigen, die es nicht wissen, ein Rollenspiel und die fünf Berliner haben sich also diese Fantasywelt als Vorlage für ihre Musik, bzw. die Texte ausgesucht, eine Konzeptband sozusagen.

Entsprechend ist auch die Aufmachung der CD ausgefallen: Das Cover ist im Fantasy- Look mit viel Schnörkeln und Ranken gestaltet, das Logo erinnert vom Design her ein wenig an die großen Vorbilder Blind Guardian und das 12-seitige Booklet enthält neben den Texten zu den einzelnen Songs auch immer einen kleinen Rückblick der Story aus Logar’s Perspektive.

Doch kommen wir nun zur Musik, die sich auf „Book I: Iostros“ befindet: Das Intro, schlicht „Earthdawn“ betitelt, gehört noch zu der eher unspektakulären Sorte Intros, die mit ein paar gesprochenen Sätzen, ein bisschen Keyboardeffekten und einigen Sounds für Stimmung sorgen und den Hörer in die Geschichte einweihen sollen...

Soweit, so gut. Richtig los geht’s dann aber erst mit Track Nummer 2, „Lonely on the Serpent River“, das den Zuhörer von nun an auf eine magische Reise durch eine traumhafte Fantasywelt nimmt. Schon von Beginn an wird klar, dass Logar’s Diary ihr Handwerk verstehen und auch in der großen Schule der Komponierkunst immer fleißig ihre Hausaufgaben gemacht haben. Wer von dieser beeindruckenden Mischung aus der nötigen Portion Härte und wunderschönen Melodien, aus Geschwindigkeit und bombastischen Chören, nicht sofort begeistert ist, weiß einfach keinen guten Heavy Metal zu schätzen und soll sich doch gefälligst die nächste Limp Bizkit- Scheibe kaufen...

Stark geht’s weiter: „Travelling to the Blood Woods“ überzeugt vor allem durch seine doppelläufigen Gitarrenleads und macht jede Menge Druck... Einfach klasse, welche Duelle sich die beiden Gitarristen Christoph (auch tätig für das Fame of Metal- zine) und Steven in dem Song liefern.

Der vorläufige Höhepunkt folgt auf dem Fuße: „Ti’An - A Troubadour’s Ballad“ gehört zum Besten, was ich in den letzten Monaten gehört habe. Stellt Euch eine Kombination der besten Momente von Blind Guardian’s „Bard’s Song“ und der mittelalterlichen Atmosphäre von „A past and future secret“ vor, dazu noch eine gehörige Portion Eigenständigkeit, die markante Stimme von Frontmann Hagen und eine Prise Melancholie - fertig ist der Superhit, der die Band fast schon auf eine Stufe mit den Krefelder Fantasy- Kings katapultiert. Wer’s mir nicht glaubt, soll bitte SOFORT auf die Homepage www.logar.org gehen und sich das entsprechende Sample runterladen...

„Demon in the Kaer“ reißt den Zuhörer dann mit seinen düsteren Keyboardpassagen schnell wieder aus den schwelgerischen Träumen, bevor bei „Travar - The Golden City“ majestätisch die Matte geschüttelt werden darf.

„Home of the Traders - Barterstown“ weiß dann zum einen mit seinen folkigen Keyboardsounds, zum anderen mit dem Wechsel zwischen Midtempo- Stampfer und Akustiknummer zu begeistern. Fröhlich und verspielt klingt dann der Anfang von „King’s Hall“, das nach einem rockigen Gitarrenriff und einer treibenden Strophe schließlich im Refrain gipfelt - und Fronter Hagen stimmlich auch mal in höhere Regionen vordringen lässt.

Der Titelsong, „Iostros“ beginnt hart und stampfend, das richtige für alle Headbanger, die zu diesem Song kräftig die Rübe schütteln wollen. Weiter geht’s mit geilen Gitarrenmelodien und eine gehörigen Portion Double Bass, die richtig fett rüberkommt, bevor die Strophe einsetzt... Geschickt eingesetzt Breaks und fast schon orientalisch anmutende Melodien leiten in den majestätischen Chorus über, der wieder für Begeisterung sorgt.

Abgerundet wird das Album noch von der typischen Powerballade, die im Falle von Logar’s Diary „My love still exists“ heißt, aber doch nicht ganz so typisch ausgefallen ist, wie man es vielleicht erwarten würde. Das mag zum einen daran liegen, dass während der Strophen, die man eigentlich eher ruhig einschätzen würde (liegt wohl an der Akustikgitarre), der Drumbeat doch recht flott, aber nicht unpassend ist. Zum anderen ist aber auch der komplette Song einfach nur geil: Der melancholische Refrain, die geniale Strophe, der Wechsel zwischen Hagen’s markanter Stimme und dem wunderschönen Organ von Gastmusikerin Sara Gretzer - einfach perfekt...

Die CD klingt dann nach ca. 46 Minuten mit dem Keyboard- Outro „Déjá Vu“, bei dem noch einmal ein paar Melodien der Scheibe angespielt werden (z.B. von „Ti’An“), gemächlich aus und lässt den Hörer sofort begeistert zum Player rennen, um die ganze Sache noch mal von vorne hören zu dürfen...

Soundtechnisch liegt die Scheibe im dunkelgrünen Bereich, da merkt man eben doch, dass das Quintett im heimischen Studio über ein Jahr lang an dem Silberling gebastelt und gefeilt hat. Da stimmt einfach alles, und selbst dem Profi fällt es nicht auf, dass hier ein Drumcomputer am Werk ist. Ja, Ihr habt richtig gelesen, ein Drumcomputer. Aber wie gesagt, das merkt man überhaupt nicht und wer 20 DM übrig hat, sollte die schleunigst eintüten und an Logar’s Diary schicken, damit er auch bald ein Exemplar dieser CD in den Händen halten kann... (natürlich erst, nachdem er sich die CD von Circle of Grief bestellt hat... grins)

Tja, ansonsten bleibt mir nur noch zu sagen, dass Logar’s Diary für mich zu den besten Newcomern der letzten Jahre gehören und ich mich schon tierisch darauf freue, mit den Jungs mal ein paar Gigs zu zocken, wenn sich endlich ein geeigneter Drummer für die Band gefunden hat... Man sieht sich, Jungs!

Stay Dark!

- Review by Markus Schnittka

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